Herbstbericht 2016 vom Weingut Peter Jakob Kühn

Klein, aber außergewöhnlich ausdrucksvoll. Peter Bernhard: Die Trauben, die die feuchte Witterung um die Rebblüte überstanden, sind zu wunderschönen Trauben herangereift. Ab Anfang August bescherte uns Mutter Natur einen sonnigen, trockenen Spät- und Altweibersommer – Bedingungen, wie wir sie uns für die Traubenreife nicht schöner wünschen konnten. Aromatik und Intensität konzentrierte sich in den verbliebenen Trauben. Es zeigt sich einmal mehr, daß ein zutreffendes Urteil erst gefällt werden kann, wenn der Most im Keller ist. Peter Jakob: Der Witterungsverlauf des vergangenen Jahres war beispiellos. Ich habe noch nie eine vergleichbar schwierige Pflanzenschutzsaison erlebt. Zum Zeitpunkt der Rebblüte fiel fast jeden Tag ergiebiger Regen. Diese ständige Feuchtigkeit war gerade im ökologischen Weinbau eine sehr große Beeinträchtigung. Denn wir verwenden nur auf der Oberfläche wirksame Kontaktmittel, die nicht in die Saftbahnen eindringen. Dieser Kontaktschutz wurde durch den fortwährenden Regen noch am gleichen Tag wieder abgespült. Pilzliche Schaderreger zerstörten große Teilöe der zum Zeitpunkt der Blüte besonders empfindlichen, werdenden Träubchen. Der herrliche Altweibersommer und die Konzentration des Rebstocks auf die verbliebenen Trauben bescherten uns aber Trauben mit unvergleichlichem Aroma. Ein mengenmäßig sehr kleiner, aber außergewöhnlich ausdrucksvoller Jahrgang.

Weingut Wittmann: Der Jahrgang 2016

Das Jahr 2016 wird uns Winzern als ein Jahr der Extreme in Erinnerung bleiben: Nach einem sehr milden Winter wurde der Vegetationsbeginn durch einen kühlen März und April noch einmal gebremst. Nach dem Austrieb der Reben Ende April kam es zu einem Kaltlufteinbruch. Wir hatten großes Glück, dass unsere Reben im Gegensatz zu anderen Regionen keine Spätfrostschäden davon getragen haben. Im Mai und Juni lagen die Temperaturen im durchschnittlichen Mittel der Jahre. Die Niederschläge jedoch nahmen zum Teil fast apokalyptische Ausmaße an. Es gab bei uns alleine im Mai mehr als das Doppelte der für die Jahreszeit üblichen Regenmengen. Die Reben schöpften aus dem Vollen und entwickelten eine enorem Wuchskraft. Gleichzeitig waren aber die Bedingugnen für die Infektion mit dem falschen Mehltau (Peronospora) extrem günstig, und das ausgerechnet in der Zeit um die Rebblüte, in der die jungen Fruchtansätze am Empfindlichsten sind. Mit unseren Möglichkeiten des ökologischen Pflanzenschutzes kamen wir defintiv an unsere Grenzen. Am Ende war es wieder einmal Glück, dass unsere Weinberge im Westhofener Wingertsberg nicht ganz dramatisch befallen wurden. Viele Flächen in der Ebene erlitten große Verluste. Am Ende können wir sagen, mit einem „blauen Auge“ davon gekommen zu sein. Im Juli kam die Kehrtwende der Witterung, die Sonne zeigte sich öfters und es wurde trocken. Die Temperaturen lagen leicht über der Norm. Mit viel Handarbeit, dem Entfernen kranker Triebe und Trauben sowie der guten Balance im Wachstum entwickelten sich die Weinberge jetzt sehr positiv. Der Spätsommer zeigte sich ab Mitte August von seiner allerbesten Seite, so dass es sogar fast schon zu trocken wurde. Unsere schweren Tonmergelböden hatten aber ausreichend Wasser vom Frühjahr gespeichert. Selbst im September erreichten wir noch mehrmals die 30° Celsius Marke und die Traubenreife schritt gut voran. Ende September begannen wir mit der Lese der Burgundersorten. Wir freuten uns über goldgelbe, reife Weisse Burgunder- und aromatische, gut ausgereifte rote Spätburgunder-Trauben. Die Riesling-Lese verlief in 2016 eher klassisch: mit einer recht frühen Vorlese wurden nochmals weniger reife Trauben ausselektiert. Die Hauptlese erfolgte dann ab Mitte Oktober: wir begannen in Nierstein am 11. Oktober, es folgte die AULERDE am 12. Oktober und das KIRCHSPIEL in den darauffolgenden Tagen. Die Trauben im BRUNNENHÄUSCHEN und MORSTEIN reiften wie so oft einige Tage länger am Stock. Hier begann die Haupternte erst in den letzten Tagen des Oktobers. Wer hätte im Frühsommer einen am Ende so qualitativ reizvollen Jahrgang erwartet? Reife Traubenfrucht und eine gut balancierte Säure sowie moderate Alkoholwerte sind die typischen Merkmale dieses Jahres: im besten Sinne klassisch. Unsere Jungweine reifen nach 4-8 wöchiger Gärung nun auf der Hefe und die Aussichten sind wirklich erfreulich. Westhofen im Februar 2017

Alois Lageder: Das Jahr 2016

„Noch nie konnten wir den Trauben so viel Zeit bei der Ernte lassen, mit Ruhe den richtigen Erntezeitpunkt wählen und derart mit den einzelnen Sorten und Lagen spielen wie im Jahr 2016. Das Ergebnis sind gut ausbalancierte, frische und leichte, aber trotzdem reife Wein mit sehr prägnanten Aromen und einer unglaublichen Lebendigkeit.“ Mit diesem Zitat charakterisierte Alois Clemens Lageder eine der spannendsten und schönsten Weinlesen seit Jahrzehnten. Während in einigen Weinregionen Europas extreme Witterungseinflüsse für große Ernteausfälle sorgten, blieb Südtirol größtenteils Gott sei Dank von Spätfrost und Hagel verschont. Gleich wie in den nördlichen Weinbauregionen Europas hatten wir in Südtirol am 27. April eine Kaltfront mit größeren Niederschlägen, die Schneegrenze sank auf 500 m. Es war wohl ein Wunder, dass sich in der Nacht auf den 28. April eine Wolkendecke über das Südtiroler Unterland ausbreitete und unsere Weinberge vor dem Frost bewahrte. Das späte Frühjahr und die Sommermonate waren gekennzeichnet von schwülem Klima mit viel Niederschlag und vereinzelten Hitzeperioden. Im Vergleich zum Vorjahr stieg das Thermometer aber nie auf über 35° C. Eine lange, trockene Schönwetterperiode von Mitte August bis zur Lese hat den Jahrgang nach einem allzu regennassen Start nochmals richtig spannend gemacht. Die extremen Witterungsbedingungen des Frühjahrs sorgten für eine natürlich Ausdünnung der Trauben im Weinberg und trugen dazu bei, dass sich zu Lese eine homogene Erntesituation präsentierte. Sie erlaubte uns somit früh sehr gesunde, aromatisch reife Trauben mit nicht zu hohen Mostgraden zu lesen. So konnten wir die einzelnen Sorten, Schritt für Schritt, Parzelle für Parzelle ernten und vinifizieren. Durch das schöne Wetter hatten wir die nötige Ruhe den richtigen Lesezeitpunkt zu wählen und mit den verschiedenen Rebsorten und Lagen zu spielen. Der Jahrgang 2016 präsentiert sich mit geringerer Zuckerreife, wunderschöner Aromareife, Leichtigkeit, Finesse, großer Lebendigkeit und Spannung. Margreid, Februar 2017