Nachrichten vom Weingut Christmann
Gimmeldingen, im April 2015 Schon wieder kam einiges anders als erwartet. Doch zunächst können wir sehr glücklich sein mit den Qualitäten, die wir auf die Flasche ziehen können. Geprägt von einer kühlen Mineralität, die mit bester Reife gepaart ist, zeigen sich auch die 2014er elegant, feinfruchtig und etwas runder in der Säure als der Vorjahrgang, doch deutlich prononcierter als 2012 oder 2011. Der Jahrgang reiht sich bestens ein in die Abfolge vorzüglicher Jahrgänge. Der Frühling ließ 2014 nicht lange auf sich warten. Schon Ende März, einen ganzen Monat früher als 2013 und immerhin noch zwei Wochen vor dem langjährigen Mittel, konnten wir beobachten, wie die Rebknospen zu schwellen begannen. Ein herrliches Frühjahr beschleunigte weiter die Entwicklung unserer Reben, so dass sie auch beim Austrieb und selbst bei der Blüte noch einen gehörigen Vorsprung aufweisen konnten. Alles schien auf eine hohe Reife und eine frühe Lese hinzudeuten, bis in den August. Die kühle zweite Sommerhälfte entschleunigte die Entwicklung nicht so wie man das hätte erwarten können. Während im Frühjahr oder Herbst bei kühleren Temperaturen schnell einmal die nötige Wärme fehlt, damit die Reben sich überhaupt weiter entwickeln, sinkt die Temperatur im Hochsommer kaum unter die dafür nötige Schwelle. So war der garstige August für die Reben noch im tolerablen Bereich. Letztlich gingen wir zwar immer noch mit großem Vorsprung zu 2013 – aber kaum einem zum langjährigen Mittel – in die Traubenreife. Noch Anfang September standen die Zeichen auf eine entspannte Lese, gerade auch, weil wir entgegen manch anderer Weinregion doch noch akzeptabel niedrige Niederschläge zu verzeichnen hatten. Die Niederschläge im Sommer wurden letztlich zum entscheidenden Faktor für den Jahrgang 2014. So hatten wir in den Monaten Juni-August ganze 170 mm Niederschlag, wohingegen in der Südpfalz schon 260 mm und in anderen Anbaugebieten bis zu 350 mm im gleichen Zeitraum fielen. Als es dann auch im September noch auf normalem Niveau weiter regnete, und auf die gesättigten Böden fiel, war höchste Aufmerksamkeit angesagt. Doch konnten wir uns über den Zustand der Trauben bis zu diesem Zeitpunkt nicht beklagen und stellten uns auf eine langsame Lese ab Ende September bis weit in den Oktober ein. Schnell erreichten die Trauben die notwendige physiologische Reife, und so begann in Gimmeldingen die Weinlese dann doch bereits Mitte September. Sehr schnell mussten wir aber feststellen, dass die hohe Feuchtigkeit im Boden, wie bereits im Vorjahr, das Risiko heraufbeschwor, dass es binnen 10-14 Tagen zu aufplatzenden Beeren und anschließender Fäulnis kommen würde. Wie schon 2013 waren zu diesem Zeitpunkt zum Glück unsere Weinberge alle schon erntereif, so dass wir von Sonnenauf- bis -untergang in der Lese waren. Aufgrund der Erfahrungen des Vorjahres standen genügend fleißige Hände zur Verfügung, um schnell die gesunden Trauben nach Hause zu holen. Die Lese war erneut ein Dauerlauf. Letztlich kamen am 5. Oktober 2014 die letzten ausgezeichneten, vollreifen und kerngesunden Trauben auf die Kelter. Es ist ein Phänomen unserer Tage, dass das Erntefenster immer kleiner wird und man als Winzer auf alles gefasst sein muss.