Weingut Ökonomierat Rebholz: Der Jahrgang 2017

Für die Natur ist das Frühjahr immer ein Start in einen neuen Lebenszyklus. Auch für uns, die wir mit der Natur und von deren Früchten leben, bedeutet dies ein Neuanfang, der selbst nach vielen Jahren noch immer mit viel Emotion verbunden ist. Denn da ist nach wie vor ganz viel Neugierde auf das, was kommen wird. Kann man alle Vorhaben, alle Ideen und Vorstellungen in der kommenden Vegetationsperiode umsetzen, oder muss man weiter warten, bis ein anderes Jahr besser dafür geeignete Bedingungen bietet? Dabei wird uns auch immer wieder der Respekt und die Demut vor der Natur bewusst, ohne die man in unserem Beruf trotz Erfahrung, Können und wissenschaftlichen Erkenntnissen nicht dauerhaft erfolgreich sein kann! Nachdem in den Weinbergen an den Rebstöcken neue Fruchtruten angeschnitten und angebunden, das überflüssige alte Holz entfernt und die Draht-Spalieranlagen hergerichtet sind, warten unsere Reben nach dem sehr langen Winterschlaf nun auf die kräftiger werdenden Sonnenstrahlen des Frühlings. Wenn nach dem Grau des Winters auch die Reben endlich ihr erstes Grün zeigen, beginnt auch wieder die Zeit, in der man in Frostnächten um sie fürchten muss. In den beiden letzten Jahren mussten wir hierdurch große Ertragsverluste hinnehmen. Dabei gibt es nicht mehr Spätfröste als früher, nur erwacht aufgrund der klimatischen Veränderungen die Pflanzenwelt inzwischen überall deutlich zeitiger als gewohnt, was die Frostgefahr spürbar eher beginnen lässt und damit in allen Weinregionen deutlich erhöht. Das Frühjahr bringt jedoch nicht nur die vagen Gedanken – die Neugierde, Chancen, Träume und Ängste für das kommende, ganz neu heranwachsende Weinjahr, sondern auch die konkrete Gewissheit, was man in der Periode davor erreicht hat! Man kann nun das Ergebnis des Vorjahres sehr gut einschätzen und bewerten, weil die ersten Weine in die Flaschen gefüllt werden. Man sieht und schmeckt, ob der ganze Aufwand und die teils mühevolle Arbeit, ob Konsequenz und Risiko der Entscheidungen des Vorjahres am Ende auch belohnt wurden.Die Rebenvegetation begann im Frühjahr 2017 so früh, dass Frühjahrsfröste Mitte April in den meisten Weinregionen zu sehr großen Ertragsverlusten führten – auch bei uns. Der Vegetationsvorsprung blieb aufgrund des sehr warmen und recht trockenen Wetters über das ganze Jahr hinweg erhalten. Deshalb begann unsere Weinlese schon Anfang September, so früh wie schon ganz lange nicht mehr. Am Ende konnten wir die Ernte exakt 4 Wochen früher als im Vorjahr 2016 erfolgreich abschließen. Obwohl die Trauben aufgrund der Wetterbedingungen hervorragend gesund waren, musste man sich bei der Lese gedulden und immer wieder abwarten. Die verschiedenen Rebsorten bildeten aufgrund der Frostschäden an den nachwachsenden Ersatztrieben ganz unterschiedlich viele oder wenige Trauben aus. Dies führte, wenn wenig Trauben nachwuchsen, zu sehr großen Verlusten und einer gleichmäßigen sehr frühen Traubenreife und Ernte. Bei Rebsorten mit mehr Trauben an den später gestarteten Rebtrieben war der Ertragsausfall dann zwar geringer, aber die Reife an „unbeschadeten“ und „nachgewachsenen“ so untergleichmäßig, dass man nach dem frühen Lesestart immer wieder warten musste, bis auch hier alle Trauben richtig reif waren. Diese unterschiedlichen Trauben prägen auch im Wesentlichen den Charakter des 2017er Jahrgangs: Obwohl es ein recht warmes und trockenes Jahr war, haben sich die Weine bei klarer Sortenart und Reife durch diese Bedingungen noch recht viel Kühle mit ihrer sehr feinen, ausgereiften, aber ungemein mineralischen präsenten Säure bewahrt. Somit und weil sie aufgrund der früheren Lese länger im Fass reifen konnten, zeigen sich die jungen Weine schon recht zugänglich, haben aber durch die feine Säurestruktur auch genügend Potenzial für eine längere Lagerung. Uns erinnert der Jahrgang etwas an 2009, 2012 und 2015, wo wir ebenfalls eine gelungene Harmonie von „kühlen und warmen“ Charaktereigenschaften finden.